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Ein Beitrag im "Urlaubslotsen" und "Rügen a la carte"

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Binz. Wer nach Rügen aufbricht, kann sich nicht nur mit den Schönheiten der Insel, sondern auch mit denen der pommerschen Bäderarchitektur vertraut machen. Aufgereiht, wie auf einer Perlenschnur, findet sich diese an dem feinsandigen Strand der Prorer Wiek in frischem Glanz. Zu den markantesten Gebäuden an der Binzer Strandpromenade zählt dabei sicher das "Haus Colmsee“.

Seine Geschichte reicht weit über hundert Jahre zurück. Denn bereits 1901 stellte der Bergener Kaufmann Ludwig Keuschel den Bauantrag zur Errichtung des Hauses „Villa Keuschel“ bei der Grafschaft Putbus. Zur Bauausführung des Wohn- und Geschäftshauses kam es im Jahre 1902. Damals verfügte das Haus, welches in massiver Bauweise und mit einem Steildach versehen wurde, über 26 Zimmer. Darüber hinaus gab es auch Läden, in denen u.a. Süßwaren, wie feine Schokoladen oder Lebkuchen, verkauft wurden. Außerdem bot sogar ein Berliner Friseur seine Dienste an.

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Und auch die Familie des Kaufmanns Ludwig Keuschel hatte hier ein neues Zuhause gefunden – mit Blick auf ´s Meer! Allerdings wurde das Haus im Jahre 1920 verkauft. Seither trägt es den Namen der Käuferin – "Haus Colmsee". Gemeinsam mit Frau Giesecke hatte diese bereits zuvor als Pächterin das „Hotel Seeschloß“ bewirtschaftet. 1921 erfolgte dann der Umbau zum „Hotel Pension Colmsee“. Entstanden waren 15 Ferienzimmer, von den vier sogar beheizbar waren. Wer nun anreiste, wurde direkt von einem Gepäckträger vom Zug oder von der Landungsbrücke abgeholt. In der Binzer Sommerfrische erwartete den Gast Frühstück, Mittag und Abendbrot. Aber auch auf Kaffee und Kuchen musste – dank einer eigenen Konditorei – nicht verzichtet werden. Wie groß die zuweilen aufspielende Hauskapelle war, lässt sich heute nicht mehr sagen. Aber: Zu den beliebten Binzer Adressen zählte ganz sicher auch das Restaurant. Denn „Mampes gute Stuben“ hatten nicht nur in Berlin einen guten Ruf...

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Dabei leitet sich der Begriff „Mampe“ von einem – bis heute! – beliebten Kräuterlikör ab. Auch wenn die Berliner ihn gerne für sich beanspruchen, so liegt der Ursprung des Bitteren Tropfen doch im pommerschen Stargard, wo einst der Apotheker Carl Mampe nach einem wirksamen Mittel gegen die Cholera suchte. Später ist der gute Tropfen dann über Köslin nach Berlin gekommen, wo er seine große Bekanntheit erlangte. Die Erfindung „Mampes“ wurde dabei durch die Ausstattung von „Mampes guten Stuben“ zum Erfolg – auch in Binz an der Strandpromenade!

In Bezug auf den Berliner Optiker Ruhnke kursierte in diesem Zusammenhang ein dazu typischer Vierzeiler:

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„Sind’s die Augen, geh’ zu Mampe,
gieß’ Dir einen auf die Lampe,
kannste allet doppelt sehn,
brauchste nich zu Ruhnke geh´n.“

Heute wird „Mampes Halb und Halb“ in der Pension Colmsee nur noch zu besonderen Anlässen angeboten. Aber: Man pflegt auch die Tradition! So ist es auch keineswegs verwunderlich, dass die 1953 im Rahmen der Aktion „Rose“ gewaltsame enteignete Villa, 1999 durch die Familie Colmsee saniert und als „Pension Haus Colmsee“ wieder eröffnet wurde. Seither sind nun bereits wieder 20 Jahre vergangen. Sicher ein Grund, um in diesem Jahr Rückschau zu halten.

Heute verfügt Haus "Colmsee" übrigens wieder über 15 Zimmer. Und die direkte Lage an der Strandpromenade ermöglicht sogar einen Blick auf die Ostsee. Wenn man an lauen Sommertagen dann auf den wiedererrichteten Stahlbalkon tritt, kann man ein Gefühl davon erhalten, wie schon die Sommerfische vor fast hundert Jahren war. Damals, als der Name "Colmsee" das Haus im Ostseebad Binz erstmals zierte.