Wer nach Rügen aufbricht, kann sich nicht nur mit den Schönheiten der Insel, sondern auch mit denen der pommerschen Bäderarchitektur vertraut machen. Aufgereiht, wie auf einer Perlenschnur, findet sich diese an dem feinsandigen Strand der Prorer Wiek in frischem Glanz. 

 (Alter Lageplan zu den Binzer Villen)

Als man den Wellenschlag der Ostsee und die Sommerfrische zu schätzen lernte, begann hier auch eine Erfolgsgeschichte der besonderen Art. Denn an einen Aufstieg vom Fischerdorf zum Modebad für Adel und Ausländer hatte wohl selbst Wilhelm Klünder noch nicht geträumt, als er 1878 - als erster „Touristiker“ - nach Binz kam.

Dennoch war durch den Bau von „Klünders Strandhotel“ mit 120 Betten damals eine der größten Fremdenheime seiner Zeit entstanden. Und schon bald sollte auch ein Restaurant und Konzertgarten sowie ein Pavillon folgen.

 (Alte Ansicht der Villa und Anschreiben zum Baugesuch)

Auch gleich gegenüber, wo sich später die Strandallee und die Promenade kreuzen sollten, wurde die Zukunft geplant. Denn 1901 stellte auch Ludwig Keuschel bei dem Amt der Grafschaft Putbus den Antrag zur Errichtung einer Villa. Umgesetzt wurde das Vorhaben im darauffolgenden Jahr. Im gleichen Jahr nahmen die Dampfer an einer 560 Meter langen Landungsbrücke den Seebäderverkehr auf. Daneben diente auch die Kleinbahn als Zubringer für die größer werdende Schar der Gäste. Sie kamen nicht nur aus Deutschland, sondern nun auch aus Österreich-Ungarn, Skandinavien und Russland.  

 (Ausschnitt Autogrammkarte v. Maria Solveg & Paul Hörbiger - Film "Lügen auf Rügen", in Binz)

Nach dem ersten Weltkrieg kam es zum Erwerb der Villa. Seither machte sie sich als „Pension Haus Colmsee“ einen Namen. Nicht nur als Heimstatt sonnenhungriger Sommerfrischler, sondern auch als Treffpunkt für Künstler, Schauspieler und Mäzene. Hier in Weinstube und Restaurant gab es übrigens schon damals den kultigen Mampe-Likör, dessen Elefanten nun ebenso die Schilder von Mampes "Gute Stuben“ in Binz zieren sollten. Und da die Berliner sich so wie zu Hause fühlten, musste man schon bald die Terasse erweitern, um der Nachfrage noch gerecht werden zu können.

 (Foto von Harro Schack, der das Haus 1966 dokumentiert)

Dem Ende des zweiten Weltkriegs folgte dann aber ein eher unrühmlicher Zeitabschnitt in der Geschichte des Hauses. Nachdem es - wie überall an der Ostseeküste der jungen DDR - zur Beschlagnahmung des gesamten Vermögens der Pension im Rahmen der „Aktion Rose“ kam, endete auch die Beherbergung von Gästen im „Haus Colmsee“. Stattdessen wurden die Räumlichkeiten nun zu Mietwohnungen umgenutzt. 

 (Foto nach der Wiedereröffnung der "Pension Haus Colmsee")

Erst nach dem politischen Umbruch 1989 und der Rückübertragung an die Familie Colmsee, deren Name übrigens auch zu DDR-Zeiten das Haus zierte, konnte die Sanierung beginnen. Seit 1999 bietet die Pension „Haus Colmsee“ wieder Gästen die Möglichkeit für unbeschwerte Tage an der Ostsee.